Navigationslinks überspringenSchlaganfall > Logopädie Christiane Bergmann
Logopädie
Nach Abschluss der Rehabilitationsmaßnahme in Nordrach wurde Herr Hils ambulant therapeutisch betreut. Während dieser Zeit befand ich mich in Elternzeit.
Im Jahr 2015 nahm Herr Hils erneut Kontakt zu mir auf, sodass wir die Therapie gemeinsam fortsetzen konnten.

Zunächst knüpften wir an die in der Reha begonnenen Vorgehensweisen an.
Aufgrund der beruflichen Anforderungen und des Wunsches von Herrn Hils, sich wieder möglichst voll in seinen Arbeitsalltag einbringen zu können, wurden die Materialien alltagsnah und individuell gestaltet.

Weiterentwicklung der schriftsprachlichen Leistungen

Im weiteren Therapieverlauf gewannen schriftsprachliche Elemente zunehmend an Bedeutung.
Der Fokus lag zunächst auf dem einzelheitlichen, später auf dem ganzheitlichen Lesen und Schreiben.

Lesetraining umfasste unter anderem:

• Identifizieren von Wörtern in Wort- und Buchstabenketten
• Erfassen vorgesprochener Wörter in Listen, Sätzen und Texten
• Blitzlesen alltagsrelevanter Wörter
• Benennen von Buchstaben, Buchstabieren
• Lautes Lesen von Wörtern und Nicht-Wörtern
• Lesen von Abkürzungen
• Fehlererkennung in Wörtern
• Lesen und Bearbeiten von Sätzen und Texten

Schreibtraining umfasste:

• Unterscheiden von Buchstaben und Symbolen sowie Wörtern und Nicht-Wörtern
• Zuordnen von Phonemen und Graphemen
• Ordnen von Silben und Buchstabenanagrammen
• Ergänzen von Lückenwörtern und Schüttelwörtern
• Wortspiele in Anlehnung an Scrabble
• Schriftliches Benennen von Bildern
• Ergänzen von Lückensätzen
• Kleine Kreuzworträtsel aus alltagsnahen Themen
• Anwendung schriftsprachlicher Fähigkeiten anhand realer Arbeitsmaterialien (z. B. Material- und Auftragslisten)
• Verstehen von Sätzen und Kurztexten wie Angeboten, Kundenanfragen oder E-Mails
• Verfassen kurzer Notizen und E-Mails an Freunde und Familie
• Arbeit mit Zahlen

Da der Umgang mit Zahlen für Herrn Hils besonders wichtig war, wurde auch hier in verschiedenen Schwierigkeitsstufen gearbeitet.

Themen waren:

• Erkennen und Benennen von Zahlen
• Identifikation von Zahlenwörtern
• Zuordnung gesprochener zu geschriebenen Zahlen
• Schreiben von Zahlen nach Diktat
• Verstehen von Zahlen im Satzkontext
• Arbeiten mit Uhrzeiten

Videobasierte Therapie und technische Hilfsmittel

Im Zuge der Corona-Pandemie erfolgte eine Umstellung auf videogestützte Therapie. Die Inhalte wurden über den Bildschirm präsentiert und gemeinsam erarbeitet.
Da Herr Hils ein großes Interesse an Computern zeigte, wurden moderne Spracherkennungsprogramme in die Therapie integriert. Ziel war die Förderung der Eigenständigkeit, insbesondere im Hinblick auf schriftliche Kommunikation im beruflichen Umfeld und im privaten Alltag. Spracheingaben ermöglichten eine teilweise Kompensation der bestehenden schriftsprachlichen Defizite.

Aktueller Stand

Übungen zur Verbesserung von Wortabruf und Wortfindung sind weiterhin Bestandteil der Therapie.
Herr Hils kann inzwischen recht gut an normalen Alltagsgesprächen teilnehmen.
Emotionale Faktoren wie Stress oder Aufregung haben jedoch weiterhin deutlichen Einfluss und führen zu Schwankungen des Leistungsniveaus.

Fazit

„Aufgeben war nie eine Option“ – das machte Herr Hils gleich zu Beginn der Therapie deutlich. Natürlich gab es immer wieder Phasen, in denen die Krankheitsbewältigung emotional belastend war, Bereiche, die in der Erarbeitung besondere Schwierigkeiten bereiteten, und Zeiten, in denen Fortschritte nur sehr kleinschrittig sichtbar wurden.
Doch gemeinsam – mit neuer Motivation, Geduld und der fortlaufenden Anpassung von Methoden und Zielen – hat Herr Hils sehr viel erreicht.
Er hat es geschafft, trotz weiterhin bestehender sprachlicher und motorischer Einschränkungen, einen weitgehend normalen und selbstbestimmten Alltag zu führen. Es ist beeindruckend mitzuerleben, mit welcher Willensstärke er sich allen Herausforderungen stellt, und schön zu sehen, welche Entwicklung er in den vergangenen Jahren durchlaufen hat.
Ich bin sehr dankbar, ihn kennengelernt zu haben, und schätze das mir entgegengebrachte Vertrauen außerordentlich.
Mittlerweile kennen wir uns seit fast zwölf Jahren. Vielen Dank, dass ich Sie auf Ihrem Weg begleiten durfte – und auch heute noch ein Teil Ihrer weiteren Entwicklung sein darf.

www:  Christiane Bergmann